Die Bundesregierung plant eine weitreichende Lockerung der Schuldenbremse, um ein umfangreiches Finanzpaket zu finanzieren. Bei den ersten Sondierungen zur Bildung einer schwarz-roten Koalition haben Union und SPD am Dienstagabend vereinbart, einen 500 Milliarden Euro schweren Schuldentopf zur Modernisierung der Infrastruktur einzurichten. Zudem soll die Schuldenbremse gelockert werden, um zusätzliche Mittel für die Verteidigung bereitzustellen. Ein dritter Punkt der Reform sieht vor, dass auch die Bundesländer künftig mehr Kredite aufnehmen können.
Für diese Vorhaben ist eine Änderung des Grundgesetzes erforderlich, wofür sowohl im Bundestag als auch im Bundesrat eine Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig ist. Die erste Beratung im Bundestag ist für den 13. März angesetzt, während die endgültige Beschlussfassung in einer Sondersitzung am 18. März erfolgen soll, wie aus Parlamentskreisen bekannt wurde (Quelle: EZB senkt Leitzins auf 2,5 Prozent | tagesschau.de, 2025).
Infolge dieser Ankündigungen stieg die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihen deutlich an: Am 5. März 2025 notierte sie bei 2,7995 Prozent und lag damit 0,29 Prozentpunkte höher als am Vortag. Dieser markante Anstieg ist deshalb so bedeutsam, weil die 10-jährige Bundesanleihe als wichtiger Referenzwert für den Kapitalmarkt dient. Steigt ihre Rendite, erhöht das die Refinanzierungskosten von Banken – und damit letztlich auch die Baufinanzierungszinsen.
Warum der Anstieg der 10-jährigen Staatsanleihen so beachtlich ist
- Signalwirkung für den Markt
Die Rendite von 10-jährigen Staatsanleihen dient Investoren als Gradmesser für das Risiko, das sie einem Land beimessen. Steigt die Rendite, deuten die Märkte auf höhere Risiken oder eine erwartete Zunahme des Zinsniveaus hin. In der aktuellen Situation befürchten Investoren, dass die Aussetzung der Schuldenbremse zu einer nachhaltig höheren Staatsverschuldung führen könnte – und damit zu einem wachsenden Finanzierungsbedarf über den Kapitalmarkt. - Einfluss auf andere Anlageklassen
Wenn die Renditen für Staatsanleihen steigen, bieten sie eine höhere Verzinsung bei vergleichsweise geringem Risiko. Dies kann Kapital aus anderen Anlageformen abziehen – beispielsweise aus Unternehmensanleihen, Aktienmärkten oder Immobilieninvestments. Werden Staatsanleihen für Investoren attraktiver, könnten wiederum die Finanzierungskonditionen für Immobilien (z. B. über Hypotheken) teurer werden. Allerdings können staatliche Investitionsprogramme gleichzeitig wirtschaftliche Impulse setzen und bestimmte Branchen stärken, sodass die Gesamtauswirkungen auf die Märkte noch abzuwarten sind. Derzeit markiert der DAX ein neues Allzeithoch. - Auswirkungen auf die EZB-Geldpolitik
Ein deutlicher Renditeanstieg macht es für die EZB schwieriger, langfristig niedrige Zinsen zu gewährleisten. Höhere Inflationserwartungen und eine mögliche Neuorientierung der Finanzpolitik in Deutschland setzen die Zentralbank unter Druck, ihre expansive Geldpolitik zu überdenken – was in der Folge zu höheren Baufinanzierungszinsen führen könnte. Nachtrag: Dennoch senkte die EZB am 6. März 2025, angesichts der angespannten geopolitischen Lage und der Notwendigkeit, Europas Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, zum sechsten Mal in Folge die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte auf 2,5 Prozent. Diese Leitzinssenkung zielt darauf ab, die Kreditaufnahme zu erleichtern und Investitionen anzukurbeln, um die wirtschaftliche Stabilität zu sichern. Die weitere geldpolitische Ausrichtung wird jedoch von der aktuellen Datenlage abhängen, was die Situation insgesamt sehr komplex gestaltet.
Mögliche Szenarien für die Baufinanzierungszinsen
- Szenario A: Moderater Zinsanstieg
- Annahme: Die Inflation bleibt weitgehend im Rahmen, die EZB belässt die Leitzinsen auf moderatem Niveau.
- Auswirkung: Baufinanzierungszinsen steigen langsam und überschaubar. Potenzielle Käufer haben Zeit, sich zu orientieren und können ggf. noch von relativ günstigen Konditionen profitieren.
- Szenario B: Spürbare Verschärfung
- Annahme: Die gestiegene Staatsverschuldung und anhaltend hohe Inflationsraten zwingen die EZB zum Eingreifen.
- Auswirkung: Deutlicher Anstieg der Leitzinsen und damit ein schneller Anstieg der Hypothekenzinsen. Immobilienfinanzierungen könnten teurer und für manche Käufer schwerer zugänglich werden.
- Szenario C: Vertrauensverlust am Kapitalmarkt
- Annahme: Das Aussetzen der Schuldenbremse führt zu einem starken Vertrauensverlust bei Investoren, wodurch die Renditen für deutsche Staatsanleihen deutlich zunehmen.
- Auswirkung: Banken geben höhere Refinanzierungskosten an ihre Kunden weiter. Die Baufinanzierungszinsen klettern unabhängig von möglichen EZB-Maßnahmen, da die Risikoprämien steigen. Dies könnte eine spürbare Abkühlung des Immobilienmarktes nach sich ziehen.
Handlungsempfehlungen für potenzielle Immobilienkäufer
- Zeitnah Finanzierungsangebote einholen
Da die Zinsen zuletzt gestiegen sind und weitere Zinsanpassungen im Raum stehen, ist es sinnvoll, aktuelle Angebote zu vergleichen und sich frühzeitig Konditionen zu sichern. - Langfristige Zinsbindung in Betracht ziehen
In Phasen steigender Zinsen kann es ratsam sein, eine längere Zinsbindung (z. B. 15 oder 20 Jahre) zu wählen. So lassen sich die aktuell verfügbaren Zinssätze für einen längeren Zeitraum festschreiben und das Zinsänderungsrisiko vermindern. - Finanziellen Puffer einkalkulieren
Wer vorhat, eine Immobilie zu erwerben, sollte unbedingt Puffer für Zinssteigerungen oder unvorhergesehene Kosten einplanen. Dies gilt sowohl bei der Eigenkapitalausstattung als auch bei der Wahl der monatlichen Kreditrate. - Entwicklung am Kapitalmarkt verfolgen
Die Baufinanzierungskonditionen hängen eng mit den Entwicklungen an den Kapitalmärkten zusammen. Ein genauer Blick auf Renditen von Staatsanleihen und die EZB-Geldpolitik bietet wichtige Orientierungshilfen bei der Entscheidung für oder gegen eine Immobilienfinanzierung.
Fazit
Die vorübergehende, wahrscheinliche Aussetzung der Schuldenbremse und die steigende Staatsverschuldung haben zu einem sprunghaften Anstieg der Renditen 10-jähriger Staatsanleihen geführt – ein zentraler Indikator für die Refinanzierungskosten am Kapitalmarkt. Da sich Baufinanzierungen stark an diesen langfristigen Zinsen orientieren, könnten steigende Anleiherenditen in den kommenden Monaten zu höheren Baukreditzinsen führen. Zwar beeinflusst auch der EZB-Leitzins die allgemeinen Kreditkosten, doch bestimmen neben Inflationserwartungen und Marktkonditionen vor allem die langfristigen Anleihezinsen die Konditionen bei Baufinanzierungen.
Für potenzielle Immobilienkäufer bedeutet dies vor allem, die Zinsentwicklung und Staatsanleihenrenditen im Blick zu behalten, zeitnah Angebote einzuholen und sich bestmöglich gegen steigende Zinsen abzusichern. Szenario-Analysen helfen, unterschiedliche Entwicklungen einzuschätzen und das persönliche Finanzierungskonzept entsprechend anzupassen. Die aktuellen Renditen der 10-jährigen Bundesanleihen können Sie beispielsweise auf Investing.com verfolgen oder auf die täglichen Veröffentlichung der Deutschen Bundesbank zurückgreifen.